Nach über zwei Jahrzehnten im Counter-Strike-Esport verabschiedet sich eine der traditionsreichsten nordamerikanischen Organisationen: Complexity. CEO Jason Lake verkündete in einem emotionalen Video auf X (vormals Twitter), dass das Team künftig kein CS2-Lineup mehr führen werde. Damit endet eine Ära, die bis ins Jahr 2004 zurückreicht.
„Es ist ein schwerer Tag für uns. Wir lieben Counter-Strike sehr.“
Jason Lake
21 Jahre Counter-Strike – jetzt ist Schluss
Complexity gehörte zu den letzten verbliebenen CS-Organisationen aus der alten Garde. Bereits 2005 und 2006 konnte das Team Titel bei der ESWC und der CPL Summer einfahren. Zuletzt gewann man 2024 die ESL Challenger Jönköping – ein Hoffnungsschimmer in einem wirtschaftlich angespannten Jahr.
Doch diese Hoffnung reichte nicht, um den Betrieb dauerhaft aufrechtzuerhalten. Nach einem starken Jahr 2023 und einem respektablen 2024 sei das Jahr 2025 wirtschaftlich schlicht „herausfordernd“ gewesen, so Lake.
„Wir haben alles versucht.“
Jason Lake
Laut Lake habe man „jeden Stein umgedreht“, nach Investoren und neuen Einnahmequellen gesucht, doch mit schrumpfenden Umsätzen in Nordamerika blieb Complexity letztlich keine Wahl.
„Wir hätten das Ganze wohl noch eine Weile rauszögern können, aber wir wollten unseren Spielern und dem Projekt gegenüber fair sein“, so der CEO. Deshalb habe man sich entschlossen, den Rückzug zum jetzigen Zeitpunkt zu vollziehen – ohne absehbare Rückkehr.
Lake weiter:
„Mit sinkenden Einnahmen war es uns nicht mehr möglich, ein Tier-1-Team angemessen zu unterstützen.“
Spieler zu Passion UA
Schon kurz nach der Ankündigung wurde bekannt, dass ein Großteil des bisherigen Lineups rund um JT, Grim, hallzerk und nicx zu Passion UA wechseln wird. Die Organisation übernimmt dabei nicht nur das Spielerquartett, sondern auch die VRS-Rankingpunkte, Invite-Slots und Coach T.c – ein vertrautes Gesicht, das JT bereits über acht Jahre begleitet hat.
Ein Rückzug mit Signalwirkung?
In der nordamerikanischen Szene sorgt die Nachricht für Diskussionen. Während EU-Teams weiter investieren und sich international behaupten, kämpfen viele US-Organisationen mit Einnahmerückgängen, geringeren Sponsorings und mangelnder Struktur. Complexitys Rückzug könnte ein weiterer Dämpfer für die ohnehin schrumpfende NA-Region sein.
Auch die Community zeigt sich betroffen. Auf X schreiben viele ehemalige Spieler und Analysten:
„Jason Lake war einer der letzten, der wirklich für CS gelebt hat. Das tut weh.“
– @launders
„Was für ein bitteres Ende für so ein legendäres Team. Danke für alles, Jason.“
– @mosesgg
An update from @JasonBWLake pic.twitter.com/C6MQxk44Zr
— Complexity (@Complexity) August 19, 2025
Zukunft ungewiss
Ob und wann Complexity zurückkehrt, ist offen. Lake schloss eine Rückkehr nicht grundsätzlich aus, machte jedoch klar: Zuerst müssten die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wieder stimmen. Bis dahin bleibt nur der Blick zurück auf zwei Jahrzehnte Esport-Geschichte – und auf ein Team, das sich immer wieder neu erfand, aber nie den Esport-Geist verlor.