In einer offiziellen Mitteilung vom 4. Juni hat der Turnierveranstalter PGL angekündigt, dass das für Herbst geplante PGL Belgrad 2025 nicht wie ursprünglich vorgesehen in der serbischen Hauptstadt ausgetragen wird. Stattdessen wird das Event in die firmeneigenen Studios im rumänischen Bukarest verlegt.
Als Begründung führt PGL „unvorhergesehene logistische Schwierigkeiten“ an, die eine Durchführung in der ursprünglich geplanten Arena in Belgrad unmöglich machen würden. Die Entscheidung kommt fünf Monate vor dem geplanten Startdatum des Turniers – genug Zeit für die teilnehmenden Teams, um sich organisatorisch umzustellen. Dennoch wirft die Absage Fragen über die langfristige Planung und Verlässlichkeit großer Offline-Events auf.
Turnierdetails: Kein Publikum, kein Qualifier – nur die besten 16 Teams der Welt
Das PGL Belgrad 2025 wird vom 25. Oktober bis 2. November 2025 in den PGL-Produktionsstudios in Bukarest ausgetragen – ohne Zuschauer vor Ort. Es handelt sich um eines der wenigen CS2-Turniere des Jahres, das vollständig als Studioproduktion geplant ist, obwohl es ursprünglich ein internationales Arena-Event werden sollte.
Teilnahmeberechtigt sind 16 Teams, die ausschließlich über das globale Valve Regional Standings (VRS)-Ranking eingeladen werden. PGL bestätigte, dass keine Qualifikationsturniere durchgeführt werden – eine Änderung gegenüber dem bisherigen System, das Wildcards oder regionale Ausscheidungen vorsah.
Mit einem Preisgeld von 1.250.000 US-Dollar gehört das Turnier dennoch zu den hochdotierten Veranstaltungen der Saison und behält seinen Status als Tier-1-Event im internationalen CS2-Kalender.
Rückblick: Schon vorher Probleme bei PGL-Turnierplanung
Die Verlegung des Events ist nicht der erste Rückschlag für PGL im Jahr 2025. Bereits im Frühjahr wurde bekannt, dass das ursprünglich für 2027 geplante Turnier PGL Kraków nicht wie geplant umgesetzt werden kann. Grund: Die gebuchte Arena in Krakau wurde von einem anderen Veranstalter übernommen – später stellte sich heraus, dass ESL das Gelände im Rahmen der Verlegung der IEM Katowice reserviert hatte.
Diese Terminüberschneidung sorgte nicht nur für massive Koordinationsprobleme, sondern auch für Spannungen zwischen den Veranstaltern. Auf sozialen Medien warf PGL-CEO Silviu Stroie konkurrierenden Organisatoren vor, aktiv daran gearbeitet zu haben, PGL-Turniere zu behindern.
„Es gibt koordinierte Versuche mehrerer Parteien, PGL-Events systematisch zu blockieren oder in der öffentlichen Wahrnehmung zu schwächen“, schrieb Stroie im Januar 2025 auf X (ehemals Twitter). Namen nannte er nicht, doch viele in der Community vermuteten eine Anspielung auf ESL oder BLAST.
Was bedeutet die Verlegung für die CS2-Szene?
Die Verlegung eines so bedeutenden Turniers wie PGL Belgrad 2025 ist ein deutlicher Rückschritt für die globale CS2-Szene, die in diesem Jahr eigentlich wieder mehr Arena-Events mit Live-Zuschauern sehen sollte. Nach Jahren der Pandemie-bedingten Studioproduktionen und Online-Wettkämpfe hatten sich Spieler wie Fans auf eine Rückkehr zur „Königsklasse“ der Turnierformate gefreut.
Ein Studioturnier wie das nun geplante in Bukarest bietet zwar stabile Produktionsbedingungen und ermöglicht eine kontrollierte Umgebung – aber es fehlt das emotionale Element, das Zuschauer in einer Arena mitbringen. Gerade in einem so traditionsreichen Titel wie Counter-Strike ist die Live-Komponente für viele Spieler ein zentraler Bestandteil der Wettbewerbsdynamik.
Diskussion über Turnierorganisation flammt erneut auf
Nach der erneuten Umplanung stellt sich die Frage: Wie zukunftssicher ist die Turnierplanung großer Veranstalter derzeit überhaupt? Mit immer mehr Playern auf dem Markt – von ESL über BLAST bis hin zu Saudi-geförderten Formaten wie dem Esports World Cup – wächst der Wettbewerb um Locations, Terminfenster und Broadcast-Ressourcen.
Die Tatsache, dass PGL bereits mehrfach umplanen musste, wirft kein gutes Licht auf das internationale Booking und auf die interne Koordination mit Städten, Behörden und Partnern. Kritiker bemängeln, dass PGL mit der Konzentration auf eigene Studios langfristig zu sehr auf Sicherheit statt auf Innovation setzt.
Befürworter hingegen sehen gerade darin einen Vorteil: Maximale Produktionskontrolle, flexible Zeitpläne und unabhängigere Entscheidungsprozesse.
VRS als neues Qualifikationsmodell: Chance oder Problem?
Die Entscheidung, ausschließlich VRS-basiert einzuladen, dürfte innerhalb der Community ebenfalls kontrovers aufgenommen werden. Zwar garantiert das System, dass nur formstarke und international etablierte Teams teilnehmen – doch es schließt auch Newcomer, regionale Überraschungen oder aufstrebende Talente aus, die sich bislang über offene Qualifier beweisen konnten.
Die Valve Regional Standings setzen sich aus verschiedenen Faktoren wie Turnierplatzierungen, LAN-Siegen, direkter Gegnerqualität und H2H-Wertungen zusammen. Kritiker bezeichnen die Metrik als zu komplex und intransparent, während Befürworter sie als objektiven Maßstab für langfristige Leistung sehen.
PGL verteidigte die Entscheidung mit dem Argument, dass Teams fünf Monate im Voraus Klarheit über ihre Chancen erhalten – und der Fokus auf Qualität statt Quantität gelegt werden soll.
Community-Reaktionen und Ausblick
Die Reaktionen in der CS2-Community sind gemischt. Einige Spieler und Analysten äußerten Verständnis für die logistischen Herausforderungen, kritisieren aber die kurzfristige Kommunikation und die mangelnde Einbindung von Fangemeinden in der Region Belgrad. Andere sehen die Verlegung nach Bukarest als „Kapitulation“ gegenüber dem wachsenden Einfluss anderer Turnierveranstalter.
Wie sich das Event im Studioformat behaupten wird, bleibt abzuwarten. Klar ist: Die Augen der Szene richten sich im Oktober auf Bukarest – und PGL wird beweisen müssen, dass es auch ohne Arena ein würdiges Tier-1-Erlebnis liefern kann.
Deine Meinung zählt
Was hältst Du von der kurzfristigen Verlegung nach Bukarest?
Ist das VRS-Modell eine faire Grundlage für Einladungen?
Und verliert CS2 durch fehlende Live-Zuschauer an Magie?
Diskutiere jetzt mit auf:
Mit der Verlegung des PGL Belgrad 2025 in die Studios nach Bukarest zieht sich PGL erneut aus dem Arenabereich zurück – offiziell aus logistischen Gründen. Für die 16 besten Teams der Welt geht es trotzdem um ein stattliches Preisgeld und wertvolle Ranglistenpunkte. Für Fans und Beobachter stellt sich allerdings die Frage, ob Studioturniere im Jahr 2025 noch dem Anspruch der CS2-Top-Tier-Szene gerecht werden. Die Zukunft von PGL als führender Turnierveranstalter dürfte maßgeblich davon abhängen, wie überzeugend die Umsetzung in Bukarest gelingt.