Gaming ist schon längst bei der breiten Masse angekommen, mehr als die Hälfte der deutschen Haushalte besitzt eine Konsole oder einen Gaming-PC. Mithilfe der Professionalisierung durch die ersten erfolgreichen deutschen E-Sport-Teams ist Gaming jetzt auch im Bereich Karriere und Erfolg etabliert. Wer zum erfolgreichen E-Sportler wird, entscheidet längst nicht mehr, der Spaß am Spiel hat, sondern das nötige Durchhaltevermögen und die Disziplin, die es braucht. Aber was machen die Gamer nach ihrer Karriere als aktive E-Sportler? Und warum enden, die meisten erfolgreichen Karrieren so früh? Wir werfen einen Blick auf die Branche anhand erfolgreicher Gamer von CS:GO.
Griffin „shaGuar“ Benger
Unter Counter Strike Spielern ist vielen der Nickname shaGuar ein Begriff. Dabei handelt es sich um den Source- und Counter-Strike-Profi, der auch als Pokerspieler einige Erfolge feiern konnte. Schon in den frühen 2000er-Jahren spielte Benger unter seinem weltberühmten Nickname. Während er die ersten Jahre im Team NoA wirkte, wechselte er später zum Team 3D und gewann die Championship Gaming Series in CS:Source im Jahr 2007. Die Siegerprämie von 50 Tausend US-Dollar war nicht sein einziges erspieltes Preisgeld im E-Sport-Bereich. Wesentlich höhere Summen erwirtschaftete er aber durch sein fantastisches Pokerspiel. Benger begann bereits 2006 online zu pokern. Insgesamt gewann er über 6,5 Millionen US-Dollar durch unterschiedliche Poker Spiele. Zu seinen besonderen Erfolgen zählt der erste Platz der PokerStake-Rankings im Oktober 2011, bei dem die erfolgreichsten Online-Spieler der Welt ermittelt werden. Den Platz auf dem Siegertreppchen konnte er ganze sechs Wochen halten. Während seiner gesamten Laufbahn schaffte er es für insgesamt 32 Wochen an die Spitze der Rangliste. Das Multitalent konnte außerdem als Kommentator bei der Global Poker League überzeugen.
Obwohl er schon während seiner Karriere als CounterStrike Spieler mit dem Poker begann, so setzten seine Erfolge mit dem weltbekannten Kartenspiel erst nach dem Aus als Gamer so richtig ein. Ein Phänomen, das sich immer wieder zeigt, denn er ist nicht der einzige E-Sportler, der mit Poker große Gewinne und Spielerfolge erzielen konnte. Für viele mag er ein pensionierter CS-Zocker sein, andere sehen in seiner E-Sport-Karriere mit CounterStrike nur den Einstieg in die Gamingwelt und seine wahre Berufung im Pokerspiel.
Gabriel „FalleN“ Toledo
Ein anderes Beispiel für den Weg nach der Gamer-Karriere hat sich Gabriel Toledo überlegt. FalleN, den man in Insiderkreisen auch als „Godfather des brasilianischen CS“ kennt, zählt zu den ersten Spielern der Region. Er gewann gleich zwei der CS:GO-Major-Trophäen in Folge und ist dadurch zum Ausnahmetalent avanciert. Seiner Leistung hat Brasilien es zu verdanken, dass das Land als Top-Anwärter aufsteigen konnte. Fast 18 Jahre verschrieb der Brasilianer sich dem E-Sport und seine Leistungen nahmen großen Einfluss auf die Entwicklung des Sports. Er hat es sogar auf die Forbes Liste, der Top 30 unter 30 geschafft. Seine riesige Fangemeinde beweist die Wichtigkeit seiner Person für die Gamingszene.
Überraschend gab der zweifache Major-Champion bereits Mitte 2022 bekannt, sich im Laufe des Jahres 2023 aus dem Wettkampfumfeld zurückziehen zu wollen. Der Player war vor allem für seine enorme Präzision bei CS:GO bekannt. Im Podcast „Monkey Business Show“, der bei Gamern und E-Sportinteressierten besonders beliebt ist, offenbarte er seine Zukunftspläne. Der 31-Jährige steigt aber nicht ohne Plan aus der Profiliga aus. Sogar drei Szenarien hat Toledo sich zurechtgelegt.
Der offensichtlichste Weg für einen Spieler nach dem Rücktritt ist der Übergang in die Rolle des Trainers. Auch diese Option hält sich der Brasilianer offen, sagt aber, dass er sich für seine Zukunft eine größere Veränderung wünscht und ist sich noch nicht sicher, ob er in dieser Rolle glücklich werden würde. Als Trainer wäre er auch wieder viel unterwegs und an seinem Lifestyle würde sich wenig ändern.
Der zweite Plan liegt schon etwas ferner. Der 31-Jährige kann sich gut vorstellen, die CS:GO Szene mithilfe seiner großen Fanbase und Reichweite von zu Hause aus zu vermarkten. Das würde ihn zum Content-Creator für CS:GO machen. Der Brasilianer könnte sich so den Wunsch nach einer Homebase erfüllen und gleichzeitig dem Spiel treu bleiben. Mittels Streaming zu aktuellen Events und Insidertipps aus erster Hand würde er sich seine neue Zukunft aufbauen.
Aber das ist nicht alles, denn Toledo hat sogar noch einen Plan 3, der durchaus realistisch ist. Der unter dem Nicknamen FalleN bekannte Brasilianer überlegt, sich für die Entwicklung der nächsten Generation von CS:GO Spielern aus Brasilien einzusetzen. Dabei könnte er viel seines erlangten Wissens in Bezug auf das Spiel, aber auch die Branche generell einsetzen und anderen zum Erfolg verhelfen.
Gründe für den Ruhestand
Auffällig in der Gamingszene ist, dass viele E-Sportler in jungen Jahren Ruhm erlangen, aber das Erfolgsfeld auch rasch wieder verlassen und dem professionellen Zocken den Rücken kehren müssen. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Einer der offensichtlichsten ist das klassische Burn-out. Professionelle E-Sportler trainieren zwischen 8 und 14 Stunden täglich. Davon verbringen sie eine Vielzahl an Stunden vor dem Gaming-PC und müssen auch körperliches Training absolvieren. Ziel ist es, in kurzer Zeit möglichst starke Leistung abliefern zu können. Die wenigsten Spieler an der Weltspitze halten das lange durch.
Wieder andere Spieler entscheiden sich vor dem körperlichen und mentalen Zusammenbruch für das Beenden der Karriere als aktive Spieler. Dazu gehört beispielsweise Toledo. Einige Spieler halten lange durch, wünschen sich dann aber aus persönlichen Gründen einen Lifestyle Wechsel. Das Leben als Gamer ist von vielen Reisen und wenig Privatsphäre geprägt, viele Gamer wünschen sich im Laufe ihrer Karriere wieder mehr davon. Die am meisten verbreitete berufliche Veränderung ist die vom Spieler zum Coach. Die meisten Berater der aktuell besten Teams bestehen aus ehemaligen Top-Spielern der Szene.
In der Gamingindustrie gibt es aber noch weitaus mehr Möglichkeiten. Immer wieder schaffen es Gamer nach ihrem Ausstieg in die Gamingentwicklung oder die Vermarktung beliebter Spiele, die sie zuvor professionell gezockt haben. Wie auch in anderen Sportuniversen bleiben die meisten E-Sportler ihrem Genre treu. Wer einmal weltweit bekannter E-Sportler war, wird selten später zum Bankberater oder Chefkoch. Die meisten von ihnen bleiben beim Gaming und tragen so dazu bei, die Industrie anzukurbeln und die nächsten Generationen in Position zu bringen. Denn nach wie vor zählt die Gamingindustrie zu dem am stärksten wachsenden Entertainmentsektor. Wer damit sein Geld verdient, hat auch die eigene Zukunft gut abgesichert.