Die E-Sport-Organisation ENCE steht womöglich vor einer bedeutsamen Veränderung: Zahlreiche Indizien deuten darauf hin, dass das CS2-Team künftig nicht mehr aus Finnland heraus operieren wird. Offiziell bestätigt ist der Schritt nicht – doch Entwicklungen bei Kader, Infrastruktur und Strategie sprechen eine deutliche Sprache.
Keine finnische Identität mehr – ein bewusster Strategiewechsel
ENCE war einst Aushängeschild des finnischen E-Sports. Heute ist davon wenig übrig. Das aktuelle CS2-Lineup besteht aus Spielern aus Polen, Estland und der Ukraine – finnische Spieler sucht man vergeblich. Auch das Trainer- und Supportteam wurde nach internationalen Kriterien zusammengestellt.
Der vollständige Abschied von nationaler Identität wirkt nicht zufällig: ENCE scheint sich bewusst in Richtung eines europäischen Top-Teams zu entwickeln – unabhängig von geografischer Herkunft.
Quelle: ENCE Roster 2025 via ence.gg
Keine Events oder Bootcamps mehr in Finnland
Noch bis 2023 trainierte ENCE regelmäßig in Finnland. Seit 2024 werden Bootcamps vermehrt im Ausland abgehalten – etwa in Polen, Deutschland oder online. Dies wurde nie explizit kommentiert, fällt aber Branchenbeobachtern seit Monaten auf.
Auch die Teamkommunikation hat sich gewandelt: In Pressemitteilungen und Social-Media-Posts wird Finnland kaum noch erwähnt. Stattdessen spricht ENCE von einer „europäischen CS2-Struktur“ – ein klarer Hinweis auf strategische Neuausrichtung.
Wirtschaftliche Gründe: Finnland ist logistisch teuer
Der wahrscheinlich wichtigste Grund für den Wandel ist wirtschaftlicher Natur. Finnland gilt im internationalen Vergleich als teures Pflaster – insbesondere bei Reisen, Logistik und Betriebskosten. Für ein Team, das regelmäßig an Turnieren in Zentraleuropa und Übersee teilnimmt, ist ein Standort z. B. in Polen oder Deutschland deutlich kosteneffizienter.
Hinzu kommt: ENCE verpasste zuletzt mehrfach wichtige Einladungen für Tier-1-Turniere, etwa durch das neue Valve Regional Standings (VRS)-System. Ohne Top-Performance und zuverlässige Event-Teilnahme sinken Sponsorengelder – ein kritischer Faktor in der aktuellen Marktphase.
Quelle: ENCE trennt sich von Performance Coach Jaime „Sens“ Callejas de la Pinta
Kein Platz mehr für „Local Identity“?
In der aktuellen CS2-Landschaft setzen viele Organisationen auf Internationalisierung – man denke an Team Liquid, G2 oder Vitality. Nationale Identitäten rücken dabei zunehmend in den Hintergrund. ENCE scheint diesem Trend zu folgen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Interne Quellen aus dem ENCE-Umfeld (u. a. laut Dust2.fi und X-Leaks) deuten darauf hin, dass ein fester europäischer Trainingsstandort derzeit evaluiert wird. Ein offizieller Umzug sei „eine Frage der Zeit“.
Europa statt Finnland – eine neue Ära für ENCE?
Noch gibt es keine öffentliche Bestätigung seitens ENCE zur operativen Verlagerung. Doch es mehren sich Anzeichen dafür, dass die Organisation sich endgültig von ihrem finnischen Ursprung löst – zugunsten von Wettbewerbsfähigkeit, Flexibilität und wirtschaftlicher Effizienz.
Der Schritt wäre keine Überraschung – sondern der logische nächste Schritt in einer längst begonnenen Entwicklung.